"Wie lange fliegt der denn?"

Wir schreiben Mittwoch, den 26. Mai 2010. Ich stehe auf einem Acker am Rande Berlins und dirigiere meinen "Photon" gerade strategisch günstig durch die schwache Thermik unter der leicht verschleierten Mittagssonne, als mir gegen 13:10 Uhr ein vorbeischlendernder Spaziergänger diese Frage stellt.

"Na, bis etwa vier Stunden vor Sonnenuntergang", antworte ich grinsend.

"Hä? --- Ne, ich meine, wann müssen Sie die Batterie wechseln?"

"Nie!"

Eine kurze, kräftige Windböe bringt die umstehenden Bäume ein wenig ins Schwanken, weshalb eine Amsel lauthals schimpfend ihren Sitzplatz auf dem bis eben so gemütlichen Ast verlässt. Dann bekomme ich zur Antwort:

"Was? Sie veräppeln mich doch ..."

Na gut, so schön es auch ist, die Verwirrung auszukosten - bevor ich seine Geduld erschöpft habe, kläre ich den Herrn auf: Es handelt sich doch um einen Solarflieger.
Und was ich meinem interessierten Zuschauer sonst noch erzählt hab, möchte ich euch nun nicht vorenthalten.


Bild 1: Photon beim Überflug. Weitere Flugbilder findet ihr hier.


Solarfliegen - Was ist das?

Solarfliegen - das ist das Sich-in-der-Luft-Halten alleine mit der Kraft der Sonneneinstrahlung, das Fliegen in Einklang mit der Natur und das Nutzen des Windes statt gegen ihn zu kämpfen.

Oder ganz nüchtern: Die zum Fliegen nötige elektrische Energie stammt nicht aus einem Akku, den man vorher am Ladegerät aufgeladen hat, sondern aus den Solarzellen, die der Flieger mitführt. (Etwas Hilfe bekommt der Pilot noch durch Thermik, die sonniges Wetter naturgemäß mit sich bringt.)

Und genau das trifft auf meinen "Photon" zu.
Bei ihm handelt es sich um einen sogenannten ungepufferten Solarflieger, sprich: es gibt an Bord keinen Energiespeicher, der den Antrieb versorgen könnte! Jede Veränderung der Helligkeit und des Einstrahlwinkels des Lichts - also Wolken oder andere Abschattungen, Sonnenstand, Kurvenlage - spürt man folglich direkt an der Drehzahlveränderung des Motors!


Solarfliegen - Warum?

Ja, diese Frage ist in der Tat berechtigt. Könnte man doch das zig-fache an Energie sparen, wenn man einfach nur dran denken würde, beim Verlassen eines Raumes stets das Licht auszuschalten. Der Stromverbrauch eines Modellflugzeugs dieser Größenklasse ist wirklich ein Witz - gar nicht der Rede wert - gegenüber dem, was wir z.B. im Alltag verbrauchen.

Was hat mich also zu Konstruktion, Bau und Flug eines Solarfliegers bewegt?
Es ist schlicht und einfach der Reiz, nicht über die vielen Steine zu stolpern, die die Physik dem Solarflugzeug-Konstrukteur in den Weg legt. Denn: Akku raus und Solarzellen drauf - so einfach ist es nun wirklich nicht getan! Ganz im Gegenteil:


Deswegen also Solarfliegen - um einen gesunden Ehrgeiz zu befriedigen.


Wie geht's weiter?

Keine Sorge, das war es noch lange nicht. Ich hab noch eine ganze Menge mitzuteilen - und gerade aus dem Grund ist dieser Artikel zum Solarfliegen in mehrere Unterseiten gegliedert.

Bereit? Dann klicke auf den folgenden Link, um gleich mit Teil 1 loszulegen!

• Teil 1 - Stolpersteinchen beim Solarfliegen
• Teil 2 - "Photon" im Detail
  
• Teil 3 - Ab in die Luft!